Freitag, 11. Mai 2007

Sprache

Die Muttersprache der Amischen ist „Pennsylvania German“. Sie besteht im Wesentlichen aus einem altdeutschen Dialekt, den die ursprünglichen Einwanderer aus der Pfalz mitbrachten.
Im heutigen Sprachgebrauch werden, wenn nötig, englische Wörter nahtlos in den Sprachgebrauch eingeflochten. Beispiel:
"M schteht for Mistakes
Un mer lannt bei der Zeit
Wann mer genunk davun macht
Watt mer endlich schier gscheit!"
(Auszug von S. Hulsbuck 1981)
Pennsylvania German wird bei den Amischen im Familien- und Gemeindekreis gesprochen und ist darüber hinaus die wenig eingesetzte Schriftsprache.
Die zweite Sprache der Amischen ist das Lutherdeutsch der Bibelübersetzung. Diese ist jedoch ausschließlich dem religiösen Zweck vorbehalten und wird daher nur im Gottesdienst genutzt. Die amischen Kinder lernen in der Schule als dritte Sprache Englisch. Dies wird als nötiges Zugeständnis an die Umwelt gewertet, daher wird sie auch nur im Umgang mit dieser und so wenig wie möglich innerhalb der Gesellschaft genutzt.
Man kann jedoch sagen, dass sich das englische Sprachvermögen der Amischen heutzutage nur durch einen geringeren Wortschatz von dem der amerikanischen Bevölkerung unterscheiden.
Festzuhalten bleibt, dass sich die Amischen im Alltag untereinander einer Sprache bedienen, die im wesentlichen so auch von ihren Urvätern gesprochen wurde und damit auch zur Überdauerung der ursprünglichen Kultur beiträgt. Pennsylvania German wird dazu weder von der ungläubigen Umwelt gesprochen noch verstanden, so können neue Einflusse von außen verhindert werden, oder doch zumindest stark reduziert werden. Dies trägt wiederum zur Abgeschlossenheit und damit zur Identität der Amischen bei.

Gottesdienst

Die weitaus wichtigste Zeremonie in der amischen Gemeinde ist der zweiwöchentlich stattfindende sonntägliche Gottesdienst, die so genannte „Gemeinde“.
Alle amischen Distrikte sind entweder mit den Buchstaben A oder B benannt, welche an Sonntagen abwechselnd ihren Gottesdienst veranstalten. So ist es möglich, an einem Sonntag, wo die eigene Gemeinde keinen Gottesdienst hat, in einem benachbarten Distrikt einen Gottesdienst zu besuchen, wodurch ein regelmäßiger Kontakt auch zwischen den einzelnen Gemeindedistrikten sicher gestellt ist.
Der Gottesdienst findet immer im Wechsel in einem Privathaus statt. Am Sonntag versammeln sich alle getauften Gemeindemitglieder, nur schwerwiegende Gründe wie Krankheit etc. halten Gemeindemitglieder vom Gottesdienst fern.
Der Gottesdienst beginnt gegen 8.30 Uhr und endet gegen die späte Mittagszeit. Im Anschluss nehmen die meisten Gemeindemitglieder noch gemeinsam das Mittagessen ein und lassen den Nachmittag ausklingen, der Gottesdienst erfüllt damit auch eine nicht zu unterschätzende soziale Funktion.

Gemeindeorganisation

Die religiöse Organisation der Gemeinde verfügt über keinerlei überregionalen oder vertikalen Aufbau und ist bewusst einfach gehalten.
Die religiöse Autorität bildet in der Amischen Gesellschaft der Gemeindedistrikt mit seinen Institutionen, der eine geistig autonome Einheit darstellt und in keine weitere Kirchenorganisation eingebettet ist.
Alle Angelegenheiten, die das religiöse oder soziale Leben der Gemeinschaft betreffen, werden in dieser Einheit beschlossen. Entscheidungen werden von den jeweiligen Distrikten in alleiniger Verantwortung getroffen und von jenen Distrikten akzeptiert, die in einer engen Verbundenheit oder Gemeinschaft zueinander stehen.
Voraussetzung für eine solche Verbundenheit ist eine deckungsgleiche Gemeindeordnung. Zweimal im Jahr treffen sich Abgeordnete dieser verbundenen Distrikte und beratschlagen über Gemeindeprobleme, die alle Distrikte gleichermaßen betreffen.
Jedem Gemeindedistrikt stehen vier Gemeindediener vor. Im Idealfall gehören zu ihnen der „völlige Diener“, der Bischof, zwei „Diener zum Buche“, die Minister, sowie der Armendiener, der Deacon. Von diesem Schema wird heute allerdings häufig abgewichen, oft steht ein Bischof mehreren Distrikten gleichermaßen vor.

Religiöses Selbstverständnis

Das Selbstverständnis der Amischen beruht vor allem auf der Absonderung und Herausgehobenheit gegenüber der umgebenen Gesellschaft.
Dies wird in den Dordrechter Bekenntnissen deutlich betont und hat seinen Ursprung im ersten Brief Paulus (Römer), Kapitel 12, Vers 2: „Und stellt euch nicht mit dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene“ und im zweiten Brief Paulus (2. Korinther) Kapitel 6, Vers 14: „Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinsamkeiten mit der Finsternis.“
Die Amischen glauben nicht an die Erlösung des Menschen von den Sünden im Tod, denn das Wissen um Erlösung widerspräche den fundamentalistischen Prinzipien eines schlichten und demütigen Lebens.
Ein zentraler Begriff, um den amischen Glauben zu beschreiben ist der Begriff der „Gelassenheit“, was zum einen die Unterwerfung des menschlichen Willens unter die Fügung Gottes bedeutet und zum anderen die Voraussetzung zur Aufrechterhaltung einer nach Gottes Gesetz ausgerichteten Gemeinschaft ist. Die Amischen sehen sich also selbst als wahre Gemeinde Gottes, was sie automatisch in ein Spannungsverhältnis mit der übrigen, von Gott abgekommenen Welt bringt.
Daraus ergeben sich die weiteren Glaubensgrundsätze der Gemeinschaft. Konsequent steht dabei immer wieder die Distanzierung von der weltlichen Gesellschaft im Mittelpunkt. Die Amischen praktizieren ihre Distanz zur übrigen Welt durch die Regulierung ihrer sozialen Kontakte, einem speziellen Kleiderkodex, einem eigenen Schulsystem, beschränkten, traditionellen Transport- und Produktionsmitteln, keinen Anschluss an Elektrizität, Einschränkung der Berufswahl sowie Verbot aller modernen Kommunikationsmittel.
Auch das Verhältnis zur Obrigkeit ist durch eine absolute Trennung von Staat und Kirche gekennzeichnet.
Angelehnt an Matthäus Kapitel 5, Vers 39: „Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar“ verweigern die Amischen darüber hinaus nach dem Vorbild Christi jede Art von Gewaltanwendung; sie dienen nicht in der Armee und ziehen nicht vor Gericht. Die in der Bibel thematisierte Feindesliebe verbietet ihnen jede Art von Vergeltung.
Zu diesem Zweck praktizieren die Amischen heute noch den von ihrem Gründervater Amman geforderten Gemeindebann. Der Bann bedeutet nicht nur den Bruch aller kirchlichen, sondern auch aller sozialer und familiären Kontakte, wodurch seine bloße Androhung schon eine große Wirksamkeit bedeutet.

Biblische Grundlagen


Amische Feldarbeit

Amische Geburtenfolge