Freitag, 11. Mai 2007

Sprache

Die Muttersprache der Amischen ist „Pennsylvania German“. Sie besteht im Wesentlichen aus einem altdeutschen Dialekt, den die ursprünglichen Einwanderer aus der Pfalz mitbrachten.
Im heutigen Sprachgebrauch werden, wenn nötig, englische Wörter nahtlos in den Sprachgebrauch eingeflochten. Beispiel:
"M schteht for Mistakes
Un mer lannt bei der Zeit
Wann mer genunk davun macht
Watt mer endlich schier gscheit!"
(Auszug von S. Hulsbuck 1981)
Pennsylvania German wird bei den Amischen im Familien- und Gemeindekreis gesprochen und ist darüber hinaus die wenig eingesetzte Schriftsprache.
Die zweite Sprache der Amischen ist das Lutherdeutsch der Bibelübersetzung. Diese ist jedoch ausschließlich dem religiösen Zweck vorbehalten und wird daher nur im Gottesdienst genutzt. Die amischen Kinder lernen in der Schule als dritte Sprache Englisch. Dies wird als nötiges Zugeständnis an die Umwelt gewertet, daher wird sie auch nur im Umgang mit dieser und so wenig wie möglich innerhalb der Gesellschaft genutzt.
Man kann jedoch sagen, dass sich das englische Sprachvermögen der Amischen heutzutage nur durch einen geringeren Wortschatz von dem der amerikanischen Bevölkerung unterscheiden.
Festzuhalten bleibt, dass sich die Amischen im Alltag untereinander einer Sprache bedienen, die im wesentlichen so auch von ihren Urvätern gesprochen wurde und damit auch zur Überdauerung der ursprünglichen Kultur beiträgt. Pennsylvania German wird dazu weder von der ungläubigen Umwelt gesprochen noch verstanden, so können neue Einflusse von außen verhindert werden, oder doch zumindest stark reduziert werden. Dies trägt wiederum zur Abgeschlossenheit und damit zur Identität der Amischen bei.

Gottesdienst

Die weitaus wichtigste Zeremonie in der amischen Gemeinde ist der zweiwöchentlich stattfindende sonntägliche Gottesdienst, die so genannte „Gemeinde“.
Alle amischen Distrikte sind entweder mit den Buchstaben A oder B benannt, welche an Sonntagen abwechselnd ihren Gottesdienst veranstalten. So ist es möglich, an einem Sonntag, wo die eigene Gemeinde keinen Gottesdienst hat, in einem benachbarten Distrikt einen Gottesdienst zu besuchen, wodurch ein regelmäßiger Kontakt auch zwischen den einzelnen Gemeindedistrikten sicher gestellt ist.
Der Gottesdienst findet immer im Wechsel in einem Privathaus statt. Am Sonntag versammeln sich alle getauften Gemeindemitglieder, nur schwerwiegende Gründe wie Krankheit etc. halten Gemeindemitglieder vom Gottesdienst fern.
Der Gottesdienst beginnt gegen 8.30 Uhr und endet gegen die späte Mittagszeit. Im Anschluss nehmen die meisten Gemeindemitglieder noch gemeinsam das Mittagessen ein und lassen den Nachmittag ausklingen, der Gottesdienst erfüllt damit auch eine nicht zu unterschätzende soziale Funktion.

Gemeindeorganisation

Die religiöse Organisation der Gemeinde verfügt über keinerlei überregionalen oder vertikalen Aufbau und ist bewusst einfach gehalten.
Die religiöse Autorität bildet in der Amischen Gesellschaft der Gemeindedistrikt mit seinen Institutionen, der eine geistig autonome Einheit darstellt und in keine weitere Kirchenorganisation eingebettet ist.
Alle Angelegenheiten, die das religiöse oder soziale Leben der Gemeinschaft betreffen, werden in dieser Einheit beschlossen. Entscheidungen werden von den jeweiligen Distrikten in alleiniger Verantwortung getroffen und von jenen Distrikten akzeptiert, die in einer engen Verbundenheit oder Gemeinschaft zueinander stehen.
Voraussetzung für eine solche Verbundenheit ist eine deckungsgleiche Gemeindeordnung. Zweimal im Jahr treffen sich Abgeordnete dieser verbundenen Distrikte und beratschlagen über Gemeindeprobleme, die alle Distrikte gleichermaßen betreffen.
Jedem Gemeindedistrikt stehen vier Gemeindediener vor. Im Idealfall gehören zu ihnen der „völlige Diener“, der Bischof, zwei „Diener zum Buche“, die Minister, sowie der Armendiener, der Deacon. Von diesem Schema wird heute allerdings häufig abgewichen, oft steht ein Bischof mehreren Distrikten gleichermaßen vor.

Religiöses Selbstverständnis

Das Selbstverständnis der Amischen beruht vor allem auf der Absonderung und Herausgehobenheit gegenüber der umgebenen Gesellschaft.
Dies wird in den Dordrechter Bekenntnissen deutlich betont und hat seinen Ursprung im ersten Brief Paulus (Römer), Kapitel 12, Vers 2: „Und stellt euch nicht mit dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene“ und im zweiten Brief Paulus (2. Korinther) Kapitel 6, Vers 14: „Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinsamkeiten mit der Finsternis.“
Die Amischen glauben nicht an die Erlösung des Menschen von den Sünden im Tod, denn das Wissen um Erlösung widerspräche den fundamentalistischen Prinzipien eines schlichten und demütigen Lebens.
Ein zentraler Begriff, um den amischen Glauben zu beschreiben ist der Begriff der „Gelassenheit“, was zum einen die Unterwerfung des menschlichen Willens unter die Fügung Gottes bedeutet und zum anderen die Voraussetzung zur Aufrechterhaltung einer nach Gottes Gesetz ausgerichteten Gemeinschaft ist. Die Amischen sehen sich also selbst als wahre Gemeinde Gottes, was sie automatisch in ein Spannungsverhältnis mit der übrigen, von Gott abgekommenen Welt bringt.
Daraus ergeben sich die weiteren Glaubensgrundsätze der Gemeinschaft. Konsequent steht dabei immer wieder die Distanzierung von der weltlichen Gesellschaft im Mittelpunkt. Die Amischen praktizieren ihre Distanz zur übrigen Welt durch die Regulierung ihrer sozialen Kontakte, einem speziellen Kleiderkodex, einem eigenen Schulsystem, beschränkten, traditionellen Transport- und Produktionsmitteln, keinen Anschluss an Elektrizität, Einschränkung der Berufswahl sowie Verbot aller modernen Kommunikationsmittel.
Auch das Verhältnis zur Obrigkeit ist durch eine absolute Trennung von Staat und Kirche gekennzeichnet.
Angelehnt an Matthäus Kapitel 5, Vers 39: „Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar“ verweigern die Amischen darüber hinaus nach dem Vorbild Christi jede Art von Gewaltanwendung; sie dienen nicht in der Armee und ziehen nicht vor Gericht. Die in der Bibel thematisierte Feindesliebe verbietet ihnen jede Art von Vergeltung.
Zu diesem Zweck praktizieren die Amischen heute noch den von ihrem Gründervater Amman geforderten Gemeindebann. Der Bann bedeutet nicht nur den Bruch aller kirchlichen, sondern auch aller sozialer und familiären Kontakte, wodurch seine bloße Androhung schon eine große Wirksamkeit bedeutet.

Biblische Grundlagen


Amische Feldarbeit

Amische Geburtenfolge


Religiöse Verfolgung der Täufer


Europäische Herkunft der Old Order Amish


Mittwoch, 9. Mai 2007

Kleiderkodex

Die Amischen haben grundlegende Kleidervorschriften. Die Kleidervorschriften beinhalten neben genau vorgeschriebenen Ausführungen einiger Kleidungsstücke auch allgemeine Richtlinien für andere Bekleidungsstücke, die dem Träger einige Freiheiten lassen. Insgesamt herrscht aber bei der Gemeinschaft eine klare Vorstellung darüber, was schlicht und damit amisch ist und was nicht.
Die Kleidung und somit die Kleidungsvorschrift erfüllen bei den Amischen einen internen und einen externen Nutzen erfüllt.
Im inneren der Gemeinschaft kann man an der Kleidung erkennen, mit welcher Art von Person man es zu tun hat. Die insgesamt nahezu identische Ausstattung der Amischen beugt darüber hinaus der Entstehung von Klassenunterschieden vor, da sich die finanzielle Situation einer Familie nicht in ihrer Kleidung widerspiegelt. Heutzutage nutzen einige Amische darüber hinaus die nicht gewollte Möglichkeit, ihre Geisteshaltung auch durch ihre Kleidung auszudrücken, eher progressive Mitglieder der Gemeinschaft erkennt man dann daran, dass sie bewusst mit kleinen Details brechen.
Nach außen stellt die Kleidung eine physische und psychische Abgrenzung zur gemeinen Welt dar, daher werden Verstöße gegen die Kleiderordnung extrem kritisch betrachtet. Durch die einheitliche Kleidung wird nach außen eine demonstrative Identität und Einigkeit gezeigt, die die Amischen innerhalb der Gesellschaftlich noch einmal stärker verbindet. Die Uniformität und Schlichtheit der Kleidung soll den Amischen vor Hochmut bewahren.

Die Kleidung der amischen Frau


Die Kleidung der Frau besteht aus Haube, fester Kopfbedeckung (der sog. Bonnet), Kleid, Schürze, Schulterkragen, Jacke, Umhang, Strümpfen und Schuhen.
Haube und Bonnet werden zu jeweils unterschiedlichen Anlässen getragen.
Die Haube (a) wird im Alltag und im Gottesdienst getragen, sie variiert je nach Familienstand und Alter der Trägerin. Unverheiratete Mädchen ab 13 Jahren tragen eine schwarze, verheiratete Frauen hingegen eine weiße Haube. Mädchen unter 13 Jahren tragen ihre weiße Haube nur in der Öffentlichkeit, während die anderen die Haube den gesamten Tag übertragen.
Die Bonnet (b)wird entgegen der Haube nur in der Öffentlichkeit, vor allem wenn es zu Kontakt außerhalb der amischen Gemeinschaft kommt oder kommen kann. Auch bei ihr variieren Farbe und einige Feinheiten, wie z. B. die Bindung.
Das Kleid der amischen Frau ist wadenlang, hat lange Ärmel und ist in gedeckten Farben gehalten. Über dem Kleid werden die Schürze (Apron) und der Schulterkragen getragen (c). Auch ihre Ausführungen können je nach ihrer Trägerin unterschiedliche Ausführungen haben.
Die Haare der amischen Frau sind meistens lang, allerdings ist dies unter der stets getragen Haube nicht sichtbar, weil die Haare stets zusammengebunden getragen werden.

Die Kleidung des amischen Mannes

Die Kleidung der Männer ist nicht so prägnant wie die der Frauen und besteht im allgemeinen aus Hemd, Hose (d), Hut (a), Jacke(b+c), Weste (e), Mantel (f) und Schuhen.
Der Hut muss zu allen Gelegenheiten getragen werden, was auch schon für Jungen jeden Alters gilt. Die Hüte werden so getragen, dass die Stirn frei bleibt und der Haaransatz sichtbar ist. Sie können im Material je nach Jahreszeit variieren, Stroh und Filz sind dabei am weitesten verbreitet.
Auch die Kopfbedeckung der Männer lässt Rückschlüsse auf Alter und bedingt auch auf gesellschaftlichen Status ihres Trägers ziehen. So wird die Hutkrempe mit zunehmenden Alter und Stellung innerhalb der Gemeinschaft breiter. Kinder tragen hingegen einen Hut mit runder Krone.
Eine weitere Besonderheit stellen die Anzüge der männlichen Amischen dar. Sie haben keinerlei Knöpfe und werden lediglich mit Hacken und Ösen geschlossen. Dies geht auf die amische Historie in Europa zurück. Die Menschen verzichteten als Anhänger von Jakob Amman auf Knöpfe, um ihre innere Einstellung nach außen zu zeigen. Sie grenzten sich so deutlich von den Soldaten mit den messingbeknöpften Uniformen ab.
Die Kleidung aller Amischen besteht, entgegen der allgemeinen Erwartung, nicht aus Naturfasern sondern in der Regel aus synthetischen Materialen.

Die europäischen Wurzeln der Mennoniten

Die Wurzeln der Mennoniten in Europa reichen bis in die Zeit der Reformation zurück. Für die Entwicklung der Mennoniten war in dieser Zeit der Schweizer Ulrich Zwingli, der Leutpriester des Großmünsters in Zürich, von entscheidender Bedeutung.
Er positionierte sich schon in der Zeit um 1520 mit seinen Predigten deutlich kirchenkritisch, in dem er sich gegen Ablasshandel, das damalige Papsttum und den allgemeinen Sittenverfall aussprach. Zur öffentlichen Auseinandersetzung kam es dann im Jahre 1522 als mehrere Zwingli nahe stehende Personen in dessen Anwesenheit Fastenbruch begangen.
1523 kam es durch die erneute Diskussion um die Zehntenfrage zu Konflikten zwischen Zwingli und einigen seiner Gefolgschaft, denen Zwinglis Positionierung in dieser Frage nicht deutlich genug war. Im Herbst 1523 setzten dann die ersten Bilderstürme ein.
1525 kam es zu erneuten Auseinandersetzungen zwischen Reformationsverfechtern und dem Rat der Stadt, diesmal ging es um die Tauffrage. Entgegen eines Ratsbeschlusses führten die Anhänger Zwinglis am 21. Januar 1525 erste Erwachsenen- und Wiedertaufen durch, was ihnen den Beinamen „Täufer“ oder „Wiedertäufer“ einbrachte. Diese und weitere Taufen führten schließlich zu einer starken Verfolgung der Täufer. Auf die Wiedertaufe wurde die Todesstrafe verhängt, im Januar des Folgejahres kam es daraufhin zu ersten Hinrichtungen.
Die seit 1525 stetig zunehmende Verfolgung bedingte eine schnelle Verteilung der Täufer im gesamten Oberdeutschen Raum und 1526 bis in die deutschsprachige Schweiz, Süddeutschland, Tirol, Österreich und Mären hinein und somit auch eine dementsprechende Verbreitung der Gesamtbewegung. In der Folgezeit kam es auf Grund der großen räumlichen Entfernungen aber auch durch inhaltliche Auseinandersetzungen(vor allem über das Verhältnis des Christen zur Waffengewalt zur Durchsetzung seiner Überzeugungen) zu unterschiedlichen Entwicklungen innerhalb des Täufertums. Einige Strömungen des Täufertums gingen an ihrer revolutionär-gewaltsamen Einstellung zu Grunde.

Die Abspaltung der Amischen von der übrigen Täuferbewegung

Im Jahre 1534 sprach sich eine Täuferbewegung um Obbe Phillips öffentlich gegen erfolgte gewalttätige Ausschreitungen aus.
Diesen „Obeniten“ schloss sich 1536 Menno Simons an, der sich in kürzester Zeit zum wichtigsten Täuferführer entwickelte. Gegen die radikalen Gruppen verstand er es, den verbliebenen Täuferströmungen eine neue, gemeinsame Identität zu geben, in deren geistigen Mittelpunkt die Wiedergeburt und die Absonderung von der Welt standen.
Er vereinte die Täufer in freichristlichen Gemeinden, die daher auch den Namen „Mennoniten“ erhielten.
Im Züricher Raum hatte das Täufertum nur in den ländlichen Gebieten weiter bestehen können, im Emmental konnte sich trotz aller Widrigkeiten eine größere Gemeinde bilden.
Alle Versuche der Behörden konnten die Täufer nicht zur Abkehr von ihren Werten bewegen. Erst nach beginnenden Deportationen, dem Kontaktverbot der Einheimischen zu den Täufern und als die einzige Einnahmequelle aus der Landwirtschaft durch Enteignungen versiegte, entschlossen sich viele Familien zur Auswanderung.
Viele von Ihnen siedelten sich daraufhin im Gebiet des Freiburger Juras, im Elsass, in den Niederlanden oder in der Pfalz neu an, da sie dort Zuflucht fanden.
Gegen 1693 kam Jakob Amman aus Bern ins Elsass. Er warb aktiv unter den Mennoniten für eine deutlich verschärfte Gemeindezucht im Sinne der Dordrechter Bekenntnisse (Siehe Religion). Für die übrigen Mennoniten bedeutete dies eine deutliche Verschärfung, da sie lediglich eine Gemeindeexkommunikation, jedoch bei Verstößen keine Meidung im sozialen Bereich praktizierten. In der Mehrheit der mennonitischen Gemeinden konnte sich diese strenge Bannpraxis nicht durchsetzen.
Jedoch bildeten sich einige kleine Gemeinden im Elsass und später auch in Bayern, Hessen und der Pfalz, die im Sinne von Amman eine schärfere Gemeindezucht ausübten und besonderen Wert auf schlichte Kleidung legte, die die Gläubigen vor Hochmut bewahren sollte. Diese besonders strengen Mennoniten bekamen nach ihrem geistigen Vater den Beinamen „Ammaniten“.
Auf Grund der anhaltenden Verfolgung und Unterdrückung, denen die Mennoniten in Deutschland ausgesetzt waren, wanderte ein Großteil von ihnen bis in das 19. Jahrhundert nach Amerika aus.

Die Entwicklung der Amischen in der USA

Schon bereits im Entstehungsjahr der Amischen siedelten Mennoniten aus den Niederlanden und Norddeutschland nach Nordamerika über. Neben der stetigen Verfolgung und Unterdrückung lösten vor allem Kriege Wanderungswellen aus, die allerdings nicht nur Mennoniten, sondern Mitglieder aller Konfessionen erfassten.
Eine der ersten Anzahlmäßig bedeutsamen Emigrationswellen fand zw. 1717 und 1732 statt, als insgesamt 3000 Menschen aus der Pfalz nach Pennsylvania übersiedelten.
Der genaue Zeitpunkt, an dem zuerst Amische Siedler nach Amerika übersiedelten ist unklar, erst durch die ab 1727 geführten Passagierlisten der Schiffe lässt dich ihre Einwanderung nachweisen. Die ersten amischen Siedlungen waren sehr klein und in ihrer Existenz stark gefährdet, was vor allem durch angreifende Indianer, anderer missionierende Religionsgruppen und interne Streitigkeiten zurückzuführen ist. Meist bestanden diese ersten Siedlungen aus verwandten Familien, erst später wuchsen sie über familiäre Bindungen hinaus.
Die amischen Siedler waren in ihrer neuen Heimat vor allem als Landwirte, in zweite Linie auch als Handwerker und Landarbeiter tätig.
Zwischen 1816 und 1860 kam es zu einer zweiten großen Einwanderungswelle, bei der Mennoniten aus Gemeinden aus ganz Deutschland und der Schweiz nach Nordamerika kamen. Sie ließen sich vorwiegend in den Bundesstaaten Ohio, Indiana, Illinois, Iowa und auch im kanadischen Ontario wieder.
Für die amischen Mennoniten war das 19. Jahrhundert das einwanderungsstärkste Jahrhundert, in diesem erreichten ungefähr 3000 die neue Welt.
Die Auswanderung der Amischen nach Amerika sicherte wahrscheinlich die Überlebungsgrundlage dieser religiösen Minderheit, denn sie fanden dort Bedingungen vor, die für sie von existenzieller Wichtigkeit waren. Denn während die amischen Gemeinden in Deutschland sich nicht halten konnten und von nahe stehenden Religionsgemeinschaften assimiliert wurden, haben sich die amischen Gemeinden in den USA zu homogenen und stabilen Gemeinschaften entwickelt.
Dem traditionellen amischen Ursprung sind jedoch nur die Old Order Amish streng verwurzelt geblieben. Andere Amische Gruppen haben sich während des 19. und 20 Jahrhunderts auf Grund von Meinungsverschiedenheiten (vor allem über die Akzeptanz von technischen Neuerungen) abgespalten.
So entstanden auch unterschiedliche Amische Gruppen, von denen sich jedoch die meisten im Laufe der Zeit in die Mennonite Church integrierten. Neben den Old Order Amish haben sich nur noch die Peachy Amish Mennonites und die New Order Amish bis heute halten können, allerdings ist ihre Anzahl äußerst gering.
Gegen Ende der 90er Jahre hatten die Amischen bereits Siedlungegebiete in über 20 Bundesstaaten der USA. Die größten geschlossenen Siedlungsgebiete befinden sich heute in Adams County/ Ohio, Lancaster County/ Pennsylvania und La Grange County/ Indiana.

Dienstag, 8. Mai 2007

Amischer Handwerker


Amischer Buggy-Hersteller bei der Arbeit.

Die Amish und der Tourismus


Die Amischen bilden im südöstlichen Pennsylvania eine gewinnbringende Einnahmequelle für den Tourismus

Veränderung der Wirtschaftsstruktur

Die neuen Berufe stellen jedoch auch neue Anforderungen in Bezug auf die technische Ausstattung der Betriebe. Mit Preßluft betriebene Ar­beitsger­äte, die sich in ihrer Nutzung nur un­we­sentlich von elektrischem Gerät unter­schei­den, helfen heute bei der Pro­duktion. Großvolumige Dieselaggregate garantieren die notwendige Energie. Geräumige, moderne Arbeitshallen und Verkaufsräume, die u. a. modernste Sonnenspiegel als Lichtquelle nutzen, stehen nicht-amischen Betrieben in nichts nach. Faxgeräte, elektronische Kassen und Rechner gehören zunehmend zum amischen Standard.

Die Bischöfe sehen diese zunehmend "weltliche" Entwicklung mit Sorge, können ihr jedoch keinen Einhalt gebieten, da mittlerweile ca. 50% der amischen Haushalte von einer gewerblichen Wirtschaftsgrundlage abhängig sind. Manche Bischöfe formulieren jedoch recht deutlich den Zusammenhang zwischen einem Farmleben und der Zugehörigkeit zur amischen Gemeinde: " If they get away from the farm they soon get away from the church, at least after the first generation". Wirtschaftliche Tätigkeit und amische Identität stehen also nach wie vor nach amischem Dafürhalten in einem engen Zusammenhang.

Der amische Siedlungsraum im südöstlichen Pennsylvania

Die amische Minorität lebt jedoch in vielen Fällen nicht isoliert, sondern inmitten der amerikanischen Gesellschaft, was nicht ohne Einfluss auf die Gruppe bleiben kann. So liegt der Kern des amischen Siedlungsgebietes in Pennylvania – die Region Lancaster County - im Einzugsbereich der Atlantischen Megalopolis. Der öst­lichste Rand der County dehnt sich bis auf einen Abstand von 15-20 Meilen zum dicht bevöl­kerten Raum Phila­delphias aus. Bedingt durch diese insgesamt günstige räumliche Ausgangssituation ist der Raum durch einen anhaltendes Bevölke­rungswachstum und einen damit verbundenen fortgesetzten Urbani­sierungsprozeß gekennzeichnet ist.

Aber nicht nur die außer-amische Entwicklung des Raums stellt eine zunehmende Bedrohung der amischen Gesellschaft dar. Auch das religiös bedingte ungebremste amische Bevölkerungswachstum selbst stellt die Gruppe vor Problemen. Im traditionellen Kerngebiet der amischen Siedlungsregion sind hohe amische Haushaltszahlen kennzeichnend. In diesen Regionen befindet sich ein großer Teil der Flächen in amischem Eigentum oder in amischer Landnutzung. In Leacock Township befinden sich nahezu sämtliche landwirtschaftlichen Nutzflächen in amischer Hand; sie können damit in der Regel als unverkäuflich angesehen werden. "Close to the land is close to God", die religiöse Bewertung des Bauerntums innerhalb der Amischen führt zu ausgeprägten räumlichen Phänomenen.

Die Farmlandpreise in dieser dicht bevölkerten amischen Region erreichen seit Jahren die höchsten Preise in Pennsylvania und sind geprägt durch einen hohen Anteil von Käufen und Verkäufen innerhalb der amischen Familien. Dabei wird die durchschnittliche amische Farmgröße immer geringer. Soweit es eben noch wirtschaftlich vertretbar ist, teilt man die vorhandenen Farmflächen, um einer weiteren Familie eine Farmexistenz zu ermöglichen. Farmgrößen von einst 100-400 acres haben sich in diesem Prozess im Durchschnitt bis auf ca.54 acres reduziert. Die Tragfähigkeit der Farmen ist damit nahezu erreicht.

Hinzu kommt, dass die Amischen ausgesprochen familienorientiert oder "clannish" sind wie es einmal ein Mitglied der Gruppe ausdrückte. Der enge familiäre Zusammenhalt und die begrenzte Mobilität lassen sie bevorzugt in der Nachbarschaft ihrer Familie wohnen. Diese Vorliebe führt dazu, dass sich in den schon von Amischen dicht besiedelten Regionen weitere Haushalte niederlassen, die sowohl für ihre Eigenheime als auch für ihre Berufsausübung weiteres Land benötigen. Da die erforderlichen Landflächen teuer und rar sind - an den Erwerb einer Farm ist aufgrund mangelnden Angebotes meist nicht zu denken - bauen die neuen Familien auf kleinen, von Farmgrundstücken abgetrennten Parzellen. Resultat dieser Entwicklung ist die weitere räumliche Verdichtung amischer Wohnstätten in der zentralen amischen Siedlungsregion (M 14). Konnte Emil Meynen 1939 noch von dem "pennsilvanisch deutschen Bauernland" und seiner Raumprägung durch Farmen, "bank barns" und Windrädern sprechen, durchsetzen heute immer stärker amische Einfamilienhäuser das traditionelle Farmland.

Amisches Dreigenerationenhaus

Moderne amische Farm

Amisches Besitzliniengefüge

Die Amischen und der sekundäre Sektor


Der gewerbliche Bereich hat sich in den letzten 10-15 Jahren von einer lukrativen Nebeneinnahme zu einer bedeutenden Erwerbsquelle ent¬wickelt, die von einer steigenden Anzahl von Familienvorständen in Anspruch genommen wird. Von ursprünglich 90 % hat sich der Anteil der Farmer an den Haushalten bis auf unter 50% reduziert.

Längst produzieren die im gewerblichen Bereich tätigen Amischen nicht mehr für ihren eigenen oder auch lokalen Markt. Die Produktion von Inneneinrichtungen, Gartenmöbeln, die Metallverarbeitung, Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien oder Metzgereien versorgt eine breite Kundschaft, die sich oft weit über die County- und Bundesstaatgrenzen hinaus befindet.

Die ursprüngliche Wirtschaftsstruktur


Die ur­sprüngliche Berufs- und Wirtschaftsstruktur der Old Order Amish umfasste vor allem Tä­tigkeiten innerhalb der Landwirtschaft oder in landwirtschaftsnahen hand­werklichen Berufen. Dies änderte sich mit dem zunehmenden Wachstum der Gruppe und der damit verbundenen zunehmenden Landnachfrage innerhalb des amischen Siedlungsgebietes sowie ebenfalls durch eine gesteigerte nicht-amische Landnachfrage aufgrund der günstigen Gesamtenwicklung des County. Durch ein zu geringes Angebot von Farmland gewinnen die außerlandwirtschaftlichen Berufe daher heute innerhalb der amischen Gesellschaft eine immer größere Bedeutung.

Die religiösen Grundlagen der Old Order Amish


Zu den zentralen religiösen Grundlagen gehören neben der Bibel das Dordrechter Glau­bens­beken­ntnis von 1632 und die amische "Ordnung". Während das Dordrechter Glaubensbeknntnis in 18 Arti­kel u. a. die noch heute wirksamen Prinzipien wie die Wehr­losig­keit, die Er­wach­senentaufe, die Abendmahlsfuß­waschung, die Ex­kommuni­ka­tion und die Absonderung von der "Welt" thematisiert, formuliert die "Ordnung" die Richtlinien für ein ami­sches Leben in der modernen Welt. Die Ordnung definiert was als "weltlich" und damit als "nicht-amisch" zu gelten hat. Sie bestimmt sowohl die religiösen als auch sozialen Strukturen, die Kleidung, das Verhalten der Kinder und die Rolle der Frau. Sie ist zuständig für den Umgang mit Außen­stehenden, für die Berufswahl, sie regelt wirtschaftliche Aspekte wie z.B die Betriebsgrößen und das allgemeine wirtschaftliche Ver­halten der Amischen. Obwohl die "Ordnung" nicht schriftlich festgehalten ist, bildet sie die grundlegenden Prinzipien amischen Lebens.

Old Order Amish


Spätestens seit dem Kinofilm "Der einzige Zeuge" ("Witness"), der nun schon vor einigen Jahren in deutschen Filmtheatern anlief, ist die religiöse Mino­rität der Old Order Amish in den USA und auch in Deutschland zu einer bekannten Er­schei­nung gewor­den. Seit etwa 300 Jahren verstehen es die Amischen in einer sich immer schneller entwickelnden Welt ihre Identität zu bewahren.