Freitag, 11. Mai 2007

Religiöses Selbstverständnis

Das Selbstverständnis der Amischen beruht vor allem auf der Absonderung und Herausgehobenheit gegenüber der umgebenen Gesellschaft.
Dies wird in den Dordrechter Bekenntnissen deutlich betont und hat seinen Ursprung im ersten Brief Paulus (Römer), Kapitel 12, Vers 2: „Und stellt euch nicht mit dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene“ und im zweiten Brief Paulus (2. Korinther) Kapitel 6, Vers 14: „Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinsamkeiten mit der Finsternis.“
Die Amischen glauben nicht an die Erlösung des Menschen von den Sünden im Tod, denn das Wissen um Erlösung widerspräche den fundamentalistischen Prinzipien eines schlichten und demütigen Lebens.
Ein zentraler Begriff, um den amischen Glauben zu beschreiben ist der Begriff der „Gelassenheit“, was zum einen die Unterwerfung des menschlichen Willens unter die Fügung Gottes bedeutet und zum anderen die Voraussetzung zur Aufrechterhaltung einer nach Gottes Gesetz ausgerichteten Gemeinschaft ist. Die Amischen sehen sich also selbst als wahre Gemeinde Gottes, was sie automatisch in ein Spannungsverhältnis mit der übrigen, von Gott abgekommenen Welt bringt.
Daraus ergeben sich die weiteren Glaubensgrundsätze der Gemeinschaft. Konsequent steht dabei immer wieder die Distanzierung von der weltlichen Gesellschaft im Mittelpunkt. Die Amischen praktizieren ihre Distanz zur übrigen Welt durch die Regulierung ihrer sozialen Kontakte, einem speziellen Kleiderkodex, einem eigenen Schulsystem, beschränkten, traditionellen Transport- und Produktionsmitteln, keinen Anschluss an Elektrizität, Einschränkung der Berufswahl sowie Verbot aller modernen Kommunikationsmittel.
Auch das Verhältnis zur Obrigkeit ist durch eine absolute Trennung von Staat und Kirche gekennzeichnet.
Angelehnt an Matthäus Kapitel 5, Vers 39: „Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar“ verweigern die Amischen darüber hinaus nach dem Vorbild Christi jede Art von Gewaltanwendung; sie dienen nicht in der Armee und ziehen nicht vor Gericht. Die in der Bibel thematisierte Feindesliebe verbietet ihnen jede Art von Vergeltung.
Zu diesem Zweck praktizieren die Amischen heute noch den von ihrem Gründervater Amman geforderten Gemeindebann. Der Bann bedeutet nicht nur den Bruch aller kirchlichen, sondern auch aller sozialer und familiären Kontakte, wodurch seine bloße Androhung schon eine große Wirksamkeit bedeutet.